Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Planetologie
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 14 - Geowissenschaften Institut für Planetologie Planetenphysik (Prof. Dr. Tilman Spohn) | ||||
Gezeiten, Rotation und Bahnentwicklung
Zwischen der Bahnentwicklung natürlicher Satelliten und ihrem inneren Zustand besteht
aufgrund der Kopplung über Gezeitenkräfte ein enger Zusammenhang. Die
Wirkung der auftretenden Kräfte auf die Satelliten hängt dabei wesentlich vom
thermischen und damit vom rheologischen Zustand im Innern ab. Im Falle der Galileischen
Satelliten besteht durch die Laplace-Resonanz zwischen Io, Europa und Ganymed eine
zusätzliche enge Bahnkopplung der Satelliten untereinander. Dadurch ist es
möglich, zweifach gekoppelte Evolutionsmodelle zu gewinnen, die sowohl Io's als auch
Europa's thermische Entwicklung und deren bahndynamische Wechselwirkung beschreiben.
Die Gezeitendissipationsrate und damit die Wärmeproduktion Europas ist für
verschiedene Aufbaumodelle unter Annahme der Maxwell-Rheologie für die dissipativen
Schichten berechnet worden. Die Modellrechnungen zeigen, dass die Gezeitendissipation nicht
nur für Io, sondern auch für Europa eine entscheidende Rolle spielt und vermutlich
das heutige Erscheinungsbild dieses Satelliten entscheidend mitgeprägt hat. Neben der
im Vergleich zu Io höheren Bahnexzentrizität Europas ist die Existenz eines
internen globalen Ozeans unterhalb der äusseren Eisschicht, die durch Messungen der
Raumsonde Galileo indirekt bestätigt wurde, ein entscheidender Faktor für hohe
Gezeitendissipationsraten. Der Grund ist, dass die Deformierbarkeit der dissipativen Eisschicht
durch eine darunterliegende flüssige Schicht stark erhöht wird. Der Einfluss der
Gezeitendissipation Europas auf die bahndynamische Entwicklung der Galileischen Satelliten
ist daher nicht zu vernachlässigen und auch für Europa sind Phasen hoher
Gezeitendissipation, analog zu Io's heutigem Zustand, möglich. Für die
Energiebilanz Europa's ist neben der Wärmeproduktion durch radioaktive Elemente und
Gezeitendissipation auch die Wärmetransportrate entscheidend. Dazu wurden
Wärmetransportmodelle berechnet, die Rückschlüsse auf den thermischen
Zustand der Eisschicht und Europa's Oberflächenwärmefluss ermöglichen.
Diese Modellrechnungen zeigen, dass für den heutigen Bahnzustand hohe
Dissipationsraten zu einem thermischen Ungleichgewicht innerhalb der Eisschicht
führen. Gleichgewichtszustände sind lediglich für solche Modelle
möglich, in denen die Mächtigkeit der Eisschicht in der Grössenordnung von
25 km liegt, was etwa 15 bis 25 Prozent der gesamten Eis-/Wasserschicht
entspricht.
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Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter